13.11.2016 — 11:30 Vom Heimweh real, in der Literatur, in der Kunst, in der Musik
Am Anfang stand noch kein Wort. Der Urlaut -weh erhob sich an fernem Ort in die Lüfte, rauschte zugvogelgleich über Gletscherspalten, verweilte zwischen grünen Maiensässen. Aufgeschreckt vom dumpfen Alpenhorn, nahm er an Geschwindigkeit zu, fing sich inmitten eisig-rosa eingefasster Bergketten. Der karge Fels umschloss den leisen Schrei, dämpfte ihn und ließ kein Abprallen zu. Weh, aus den Mündern kriegerischer Mannen im Solddienst in der Fremde, bildete einzigartig ein sinnstiftendes Echo: Das Weh hatte heim gefunden. Das Heimweh ward geboren.
(Aus: Die wankelmütige Heimkehrerin, Roman unvollendet)
Aufgerollt wird bei Nr. 18 von Südwärts-um-die-ganze Welt in Wort und Bild eine Welt- und Jahrhunderte umspannende Landkarte des HEIMWEHs. Auch seinem Klang wird nachgespürt, der sich gleich mächtig ausnimmt. Dafür sorgt das Alphorn von Thomas Crome.
Nicht feindliche Heere, sondern junge Hirtenknaben (die den Kuhreihen bliesen) bedrohten die militärische Ordnung und zwangen die Soldaten (Schweizer Söldner) zur Desertion. Die Krankheit – das Hemvé – nahm epidemische Ausmaße an, besonders in den Heeren Napoleons oder im Amerikanischen Bürgerkrieg. Heute wäre ein solches Außer-Gefecht-Setzen ein taktischer Geniestreich. Eine umwerfende Utopie. Der Königsweg zu dauerhaftem Frieden.
Die im Schwarzwald lebende niederländische Konzeptkünstlerin Marja Scholten-Reniers präsentiert mit ihren rund 60 ausgestellten Heimwehtaschentüchern große Kunst. In Dutzenden Sprachen jeweils mit einem Heimwehspruch bestickt, wird Sprache hier zum Bild, zur Chiffre, die der Betrachter nicht entziffert. Ähnlich wie bei Hugo von Sankt Viktor (12. Jh.) Wer sein Heimatland liebt, ist noch ein zarter Anfänger. Derjenige, dem jeder Fleck auf Erden so viel gilt wie der, auf dem er selbst geboren wurde, hat es schon weit gebracht. Reif aber ist erst der, dem die ganze Welt zu einem fremden Ort geworden ist.
Aus Beirut kommt die junge Arabischübersetzerin Sandra Hetzl. Sie wird von einem Traum erzählen, von dem Spannungsverhältnis gelebter Heimaten sowie aus der von ihr u.a. übersetzten Anthologie WEG SEIN – HIER SEIN – Texte aus Deutschland (Secession Okt. 2016) Sie erzählt von ihrem Netzwerk 10/11, einem losen Kollektiv von Autoren, Übersetzern, Verlagsmenschen, die sich für zeitgenössische arabische Texte begeistern. Und liest eine von ihr aus dem syrischen Arabisch übersetzte Kurzgeschichte von Rasha Abbas.
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Nachlese
Hallo Frau Lustig, nochmals herzlichen Dank für diese wundervolle Veranstaltung! Und ich möchte uns auch gleich wieder mit zwei Karten für den 4. Dezember bei Ihnen anmelden – die Kontoverbindung habe ich ja nun schon. (Herr G. aus Ka)
Liebe Monika, Also wir waren mit unserer Freundin Renate noch lange beschäftigt mit den Ideen und dem gehörten bei der Veranstaltung. Du hast einen super Vortrag gehalten und ich frage: Wie kommen wir jetzt an diesen ran zum Nachlesen und Verbreiten? Hast du nur die Anmeldungen oder auch die Adressen der Angemeldeten? Wenn ja ,denke ich man sollte auf jeden Fall den Vortrag schicken und geleichzeitig mit einen Werbeflyer für die Anthologie. (Frau B. Berlin/Ka)