Textstudio Monika Lustig Karlsruhe

24.04.2016 — 11:30 Sabine Scholl: Die Füchsin spricht

In ihrem neuen Roman Die Füchsin spricht, (Secession, Feb. 2016) greift die österreichische Autorin Sabine Scholl in zupackender, treffsicherer Sprache auf den Fuchs – japanisch: Kitsune, eine der wichtigen Figuren der japanischen Folklore zurück, webt daraus einen allegorischen Hintergrund für eine ganz heutige Geschichte voller Katastrophen. Füchse gelten in der japanischen Folklore als intelligente Wesen mit magischen Fähigkeiten, die mit dem Alter immer klüger werden. Sie verwandeln sich oft in schöne Frauen, verlieben sich, gründen eine Familie, haben Kinder. Sobald jedoch ihre wahre Natur entdeckt wird, müssen sie erneut tierische Gestalt annehmen und ihre Lieben verlassen. Jedoch: Je weiser die Füchsinnen werden, desto mehr Schwänze wachsen ihnen, desto buschiger wird ihr Fell.

In Stichworten: Schauplätze Japan, Berlin und etwas Uckermark; das Prekäre der Mann-Frau-Beziehungen: Georg, der deutsche Ehemann von Toni, Vater von Kiki, hat den Versuch gemacht, das fremde Land, Japan, in das er eines Rufs an die Uni samt Familie umgesiedelt war, mit nicht mehr fremden Augen zu ergründen: Er verliebt sich in seine japanische Assistentin Ryo, was Toni zu einer Alleinerziehenden, zurück in Berlin (dort kämpft sie um ihre Stelle an der Uni), und Kiki zu einem haltlosen Teenager zwischen den Erwachsenen, den Sprachen, den Kontinenten macht. Prominente Stellung unter den Fragen ist der Umgang der Japaner mit Geschichte und Katastrophengegenwart; Regierung und Gesellschaft leugnen weitestgehend – eine Frage der „Ehre“ – die Folgen der Fukushima-Katastrophe; wie auch Ryo, schwanger, auf der Hochzeitsreise nach Okinawa die Grauen des 2. WK, den Schlachtplatz Okinawa rein gar nichts wissen will. In ihrem auf Totengebein gebauten Hotel, aus dem sie keinen Fuß raussetzt, den Sonnenuntergang vom Sofa aus. Den deutschen Mann als Nestbeschmutzer bezichtigt, als er infolge von Fukushima sich Sorgen macht, Fragen stellt, Warnungen ausspricht.

Ein Gegenentwurf könnten die ungarischen Freunde, Bela und Annika auf einem Selbstversorgerbauernhof, Tierzüchter, in der Uckermark darstellen, Zufluchtsort und Gesprächspartner für die zerbrochene Familie. Doch auch da stellt sich in Form eines privaten Atombunkers die Frage nach der Haltbarkeit von selbst mit Herzblut gelebten Gegenentwürfen.

mit Musiken von und mit
FABIO SHIRO MONTEIRO

24. April 2016 – 11.30 UHR,
Centre Culturel Franco Allemand,
Karlstr.16b, 76133 Karlsruhe
Eintritt: 8€; Schüler, Studenten, Flüchtlinge: 4,50€
ccf-ka.de

Impressionen

Presse

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