28.01.2018 — 11:00 Religionen der Liebe
„Das Allerschönste aber“, sprach sie, „das Wahre, das Hoffnung bündelt, in niedere Dienste niemals zu dingen ist, wird selten dem Auge sich offenbaren. Sieh dort! Auf grauem von Menschenhand bezähmten Stein Sonne aus Jahrmillionen, von einem Himmel gesandt, doch die Vollkommenheit ist erst durch Künstlers Hand.“
Anonyme Lehrmeisterin, Ende 19. Jh.
Stefan Weidner Jenseits des Westens – für ein neues kosmopolitisches Denken, heißt dein nächstes Buch, das in wenigen Wochen erscheinen wird.
Jenseits des Westens – der Titel birgt bereits eine kleine Stolperfalle – wer glaubt schließlich nicht zu wissen, was damit, was mit WESTEN gemeint ist? Wir wären jedoch heute nicht hier, gäbe es nicht eine andere Verortung zu verhandeln. Die vermeintliche Gewissheit, die wir in die Terminologie der Himmelsrichtungen legen, wird in deinem Buch bis in ihre Grundfesten, wunderbar erzählt, mit weltumspannendem Faktenwissen erschüttert und aufgebrochen. ERSTE SCHRITTE ist die Einleitung überschrieben und sich voller Neugier in Bewegung setzen, ist Programm – ja, ich möchte behaupten, Körperlichkeit und Sinnlichkeit stellen das unverkennbare Merkmal deiner theoretischen Auseinandersetzung mit diesem Stoff.
Besonders spannend das Modell der Ent-Fremdung und ihrer Paradoxien. Köstlich zu lesen, wie dir praktisch vor der Haustür, also in Köln, eine Art poetischer Bettlerorden die Augen öffnete und dir einen Riss, einen Zwiespalt im gängigen, auch von dir geteilten Bild vom WESTEN und seinem vermeintlichen Gegensatz, dem Orient offenbart hat. Bitte schildere etwas von diesen deinen arabischen Freunden.
Im dritten Abschnitt Kosmopolitische Anläufe überschrieben, würde mich das Stichwort „Heimat als Utopie“ nicht ganz uneigennützig interessieren – schließlich soll die kommende Veranstaltung sich mit Heimat für Fortgeschrittene und Wiedereinsteiger befassen. Willst du uns etwas von dieser Utopie verkosten lassen?
Gartensaal Schloss Karlsruhe
Mit Stefan Weidner, Ruddi Sodemann, Monika Lustig
Eintritt: 15,-/10,- €
Stefan Weidner, Jahrgang 1967, studierte Islamwissenschaften, Philosophie und Germanistik in Göttingen, Damaskus, Berkeley und Bonn und ist Übersetzer arabischer Lyrik und Literaturkritiker. 2001-2016 war er Chefredakteur der Kulturzeitschrift Art&Thought/ Fikrun wa Fann des Goethe-Instituts. Er erhielt u. a. den Clemens-Brentano-Preis, den Johann-Heinrich-Voß-Preis und den Paul-Scheerbart-Preis. Stefan Weidner lebt in Köln. Wir waren es gewohnt, dass Europa und Nordamerika die Welt dominieren. Mit der Globalisierung melden andere Großmächte politische und wirtschaftliche Ansprüche an und stellen die westliche Weltdeutung in Frage. Fortschritt, Säkularisierung, Liberalismus: Warum sollten diese Prinzipien unserer Ideengeschichte für den ganzen Globus gelten? Stefan Weidner ist ein Anhänger der Aufklärung. Deshalb plädiert er dafür, Weltentwürfe aus Arabien, Afrika oder China ernst zu nehmen. Wir brauchen ein kosmopolitisches Denken, das die Vorstellung kultureller Überlegenheit überwindet
Liebe Monika, vielen Dank für das schöne Feed-Back! Ich kann es meinerseits zurückgeben: Es war eine der schönsten Veranstaltungen, die ich gemacht habe. Und von meiner Perspektive aus betrachtet lief alles perfekt. Vor allem ist es Dir gelungen, ein gutes Publikum zu bekommen und ein volles Haus. Das schaffen viele professionelle Veranstalter nicht. Deine Leidenschaft – und das Leiden an kleineren, allen anderen kaum sichtbaren Mängelchen – macht sich also bezahlt. Da kann ich nur sagen: weiter so! Und dann Grüße an Roswitha! Herzlich
Videos
Auszug aus Shir ha-Shirim vorgetragen von Rivka Hollaender
Auszug aus dem Asma Asmaton (in der Übersetzung von Michalis Ganas) vorgetragen von Olga Papazisi
Cantico dei cantici vorgetragen von Monika Lustig