Textstudio Monika Lustig Karlsruhe

25.03.2018 — 11:30 Die Heimatliebe

Im Märzen (25.03.2018), da der Bauer sein Rösslein einspannt, geht es um „Heimatliebe – für Fortgeschrittene und Wiedereinsteiger“ mit Roswitha Haring & anderen. Und zum dritten Mal in Karlsruhe Viktor Pantiouchenko und sein ukrainisches Akkordeon.


Heimat!

Kaum ein anderer Begriff ruft derzeit disparatere Reaktionen hervor, die vom überheblichen Schmunzeln bis hin zu unverhohlener Ablehnung reichen. Schließlich, so der vermeintliche Konsens, ist der moderne Mensch überall, global und ohne Grenzen gleich welcher Art daheim, eingezwängt zwischen Bildschirm, Ohrstöpsel und ökologisch getuntem Fortbewegungsmittel. Nostalgisches Abtasten lokaler Horizonte führe nur zu populistischen Ressentiments und fremdenfeindlichem Denken und Handeln.

Dass nun in der kommenden Bundesregierung gar ein Heimatministerium vorgesehen ist, institutionalisiert das grundsätzlich Falschverstandene an diesem Phänomen, ja es hat m.E. auch etwas Skandalöses. Zu lange und zu unbedacht wurde in den letzten Jahren die Deutungshoheit von „Heimat“ Gruppierungen überlassen, die dumpfbackig bis bedrohlich an das zerstörerische Potential von „Heimat“ anknüpfen wollen, das es historisch betrachtet zweifellos in der Geschichte Europas hatte.
Gleichwohl ist die Verbundenheit mit einem Ort für die menschliche Existenz so wesenhaft wie die Notwendigkeit eines Zuhauses. Weder das eine noch das andere wird den weltweit Flüchtenden, den von Bomben wie durch Armut und Hunger Vertriebenen, von den Kriegsherren samt Ministerinnen auch nur mit einem einzigen Gedanken zuerkannt.

Heimat wird in einem blutigen Sinne zur Utopie. Dass für uns, die wir das Privileg eines schützenden Zu-Hauses haben, das Bedürfnis nach Verbundenheit mit einem konkreten Ort auch ein gerüttelt Maß an Verantwortung mit sich bringt, wird Roswitha Haring in ihrem atmosphärisch dichten Essay Heimat, Dorrheeme darlegen (Lettre International, März 2017): Als ihre Heimat DDR zu einem Nicht-Ort erklärt wurde, ihre Auflösung sofort und mit allem, mit jedem Buch, jedem Film, jeder Erinnerung beschlossene Sache war – da wurde die Sprache und das Schreiben zu einem wahren Rettungsanker.

Roswitha Haring
Roswitha Haring

Roswitha Haring wird lesen und erzählen. In das Gespräch mit ihr werden Positionen von Göran Rosenberg, Bernhard Schlink und Robert Menasse hineinverwoben. roswitha-haring.de
Viktor Pantiouchenko wird die Worte mit seinem Akkordeon einfangen und uns unterhaltsam einheizen.

Ein Ausschnitt aus dem unvollendeten Roman „Die wankelmütige Heimkehrerin“ von Monika Lustig schließt diese Veranstaltungsreihe, die ewig, wie die Liebe nun mal ist, hätte weitergehen können. Neues verlangt nach Aufmerksamkeit, Zeit und Kraft: die Edition Converso. edition-converso.com – coming soon.


Bürgerzentrum Innenstadt
Adlerstraße 33

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